Istanbul – eine Stadt, zwei Kontinente

Das Spannende an Istanbul sind seine Gegensätze: Junge Frauen in kurzen Tops begegnen ganzkörperverschleierten Frauen in tiefschwarz. In der einen Straßenecke weht die Regenbogenfahne der Schwulen und Lesben, in der nächsten wird vom Minarett einer Moschee zum Gebet gerufen.

Lässt man sich ein wenig auf der Istiklal Cadessi (zu Deutsch: Straße der Unabhängigkeit) treiben, dann bekommt man die ganze spirituelle und sekuläre Bandbreite der Stadt zu sehen. Eigentlich gibt es nichts, was es nicht gibt: Teestuben und Coffeshop-Ketten, Jugendstilpassagen und moderne Einkaufsmalls, muslimisches Kloster und orthodoxe Gottesdienste.

Besonders Istanbul kann als Beispiel für die nebeneinander existierende Vielfalt der Türkei gelten.Als wichtigster Hafen und Hauptwirtschafts- und Handelszentrum des Landes spielt es eine zentrale Rolle. Aber auch kulturell hat es einiges zu bieten, zum Beispiel literarisch: Bei der nächsten Frankfurter Buchmesse vom 15. – 19. Oktober ist Istanbul Ehrengast und unter dem Motto „ Faszinierend farbig“ einen vertieften Einblick in Leben und Kultur innerhalb der Türkei geben.

Faszinierend und farbig sind auch die Sehenswürdigkeiten Istanbuls: Zum Beispiel der ehemalige Sultanspalast Topkapi Sarayi – hier sind juwelenbesetzte Turbane, goldene Leuchter und der größte Smaragd der Welt zu sehen. Aber besonders lang sind die Schlangen auch deswegen (früh aufstehen!) weil Barthaare, Schwerter und andere Gegenstände des Propheten Mohammed gezeigt werden.
Gleich in der Nähe liegt die Hagia Sophia (Kirche der heiligen Weisheit), die 1000 Jahre lang die größte Kirche der Welt war. Im 15. Jahrhundert jedoch wurde sie in eine Moschee umgewandelt, 1934 schließlich in ein Museum. Apropos Kirche, auch wenn man meinen könnte, fast nur auf Moscheen zu treffen, es gibt in Istanbul über 200 Kirchen.

Neben der historischen Altstadt, gibt es aber auch noch Viertel mit ganz anderem Charakter: zum Beispiel das schickere Cihangir, nicht weit vom Ufer des Bosporus oder das frühere Europäerquartier Beyoglu. Hier sind viele Künstler zuhause. Unter anderem wohnt hier auch einer der ersten prominenten Literaten der Türkei, der offen schwul lebt. Eine gute Adresse für einen unterhaltsamen Abend in diesem Viertel: Das Szenelokal „Hayal Kahvesi“ (Adresse Büyük Parmak Kapi Sokak 19).Zum Weggehen ist Istanbul sowieso ideal: Die Partys gehen bis in den frühen Morgen und die Taxis sind verhältnismäßig günstig. Es lohnt sich in jedem Fall dieser ambivalenten und spannenden Stadt einen Besuch abzustatten. Mario Levi, ein jüdischstämmiger Schriftsteller und Professor aus Istanbul schreibt über sie: „Das Bild meiner Stadt erinnert mich an Marmorpapier, auf dem alle Farben ineinanderfließen.“

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