Patagonien – das Land am Ende der Welt

Wo Patagonien anfängt und wo es endet, lässt sich nicht so genau feststellen.

Die Grenzen der größten Region Südamerikas scheinen zu fließen: Mal gehören die zahllosen Feuerland-Inseln dazu, mal nicht. Zwar ist das Gebiet seit Beginn des 20ten Jahrhunderts politisch aufgeteilt zwischen Argentinien und Chile, doch ob deshalb die Grenzen im Süden an den Flüssen Rio Colorado und Rio Bio Bio und im Norden entlang der Magellanstraße gezogen werden müssen, lässt sich schwer entscheiden. Bei einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von einem Menschen pro Quadratkilometer gibt es ohnehin nicht allzu viele, die von solchen Spitzfindigkeiten betroffen wären.

Die Pampas, die dortigen Grassteppen, bieten nicht viel. Die meisten Gauchos, die argentinischen Verwandten der amerikanischen Cowboys, verdienen ihren Lebensunterhalt mit Schafzucht; doch seit einigen Jahren verlieren sich auch zunehmend Touristen in den windigen Ebenen der Mittelland-Regionen.

Ob sie den Spuren Bruce Chatwins folgen? Der britische Schriftsteller entschuldigte sich 1977 mit einem lakonischen Telegramm bei seiner Familie: „Bin für 6 Monate in Patagonien“. Als er zurückkehrte, hatte er genug Material gesammelt für einen der Klassiker der Reiseliteratur des 20ten Jahrhunderts, „In Patagonien“.

Oder suchen sie nach der Wahrheit über Butch Cassidy und Sundance Kid? Die beiden Outlaws waren nach ihrer Flucht vor der amerikanischen Polzei 1908 im patagonischen San Vincente von der Polizei gestellt worden, doch über den Ausgang dieser Begegnung kursieren verschiedene Geschichten – Chatwin hat eine Version konstruiert, der italienische Zeichner Hugo Pratt schrieb die Geschichte um: In seinem Comic „Tango“ taucht Butch Cassidy 1919 in Buenos Aires auf …

Auch Sportler zieht es vermehrt in den Süden des Subkontinents: Oberhalb der Berge „Cerro Tore“ und „Fitz Roy“ verläuft ein schmaler Vegetationsstreifen, der ausgezeichnete Gelegenheiten zum Klettern oder Kajakfahren bietet. Ob man darin das Eindringen des Menschen in eine weitgehend unberührte Natur sieht oder den nächsten Sommerurlaub, bleibt jedem selbst überlassen. Nach Venezuela strömen mittlerweile jedes Jahr ein paar tausend trekkingbegeisterte Europäer …

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