Urlauber können mit stabilen Preisen rechnen

Frankfurt/Main – Dänemark statt Türkei: Urlauber aus Deutschland werden Branchenexperten zufolge in diesem Sommer nach Lockerung der Corona-Beschränkungen neben Zielen in der Heimat zunächst vor allem die Nachbarländer ansteuern.

«Dazu dürften Österreich, Dänemark, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz zählen», sagte Tourismusexperte Torsten Kirstges. Ähnlich sieht das der Tourismusforscher Martin Lohmann: «Ziele, die mit dem eigenen Auto zu erreichen sind, dürften bei Urlaubern in diesem Sommer zunächst im Fokus stehen». Mit generellen Preiserhöhungen in der Krise rechnen die Experten nicht.

«Zwar haben beispielsweise Hotels, Restaurants oder Campingplätze durch Hygienevorschriften und geringere Auslastung höhere Kosten, doch der Konkurrenzdruck ist hoch. Vielen steht das Wasser bis zum Hals», berichtete Kirstges.

Er rechnet in diesem Jahr mit einem höheren Anteil an Urlaubsreisen im Inland und einem etwas geringeren als die bislang etwa 75 Prozent im Ausland. «Wenn die Grenzen in Europa im Schengenraum wieder auf sind, wird auch die Nachfrage anziehen. Entscheidend ist allerdings die Aufhebung von Quarantäneregeln. Es nützt mir nichts, wenn ich zum Beispiel nach Mallorca reisen darf, aber zwei Wochen in Quarantäne muss», sagte der Professor an der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven.

Kirstges ist optimistisch, dass die Mehrheit der Bundesbürger auch in diesem Sommer reisen will. «Je strenger und abschreckender die Auflagen in Urlaubsregionen allerdings sind, desto stärker bremst das die Reiselust.» Kirstges zufolge sind in der Regel bis März etwa ein Drittel der Sommerurlaube bereits zu festen Preisen gebucht. «Diejenigen, die gebucht haben, werden wahrscheinlich bei der Stange bleiben. Hebt das Auswärtige Amt die Reisewarnung auf, bekommen sie bei kundenseitigen Stornierungen das Geld nicht zurück.»

Auch Lohmann geht davon aus, dass die Bundesbürger reisen wollen. «Das Volumen dürfte aber kleiner als in der Vergangenheit sein», sagte der Leiter des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa. «Manchen Menschen fehlt das Geld, weil sie wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit sind oder ihren Job verloren haben.» Anderen fehle die Zeit. «Zugleich schrumpft das Angebot, weil Hotels oder Restaurants wegen Abstandsregeln und Hygienevorschriften nicht zu 100 Prozent ausgelastet werden können», sagte Lohmann.

Aus seiner Sicht ist es fraglich, «ob alle Betriebe in diesem Sommer öffnen. Für manche dürfte es sich wegen der Beschränkungen nicht lohnen». Er geht davon aus, dass die Kapazitäten in Urlaubsregionen insgesamt reichen, «weil nicht so viele Menschen reisen werden».


(dpa)

(dpa)