Kabul ist eine düstere afghanische Stadt

Eine versteckte Metropole, die unerwähnt in einer dunklen Ecke fristet. Kabul ist ein Minenfeld.

Kabul ist erst einmal eine Stadt, die so ziemlich jeder kennt. Wirklich kennt? Wohl kaum. Denn was wissen wir über diesen Teil der Welt eigentlich? Kabul ist die größte Stadt in Afghanistan und ,,erfreut“ sich deshalb auch des Öfteren über negative Schlagzeilen in den Medien. ,,Ah“, wird die Leserschaft jetzt raunen, ,,dieses Kabul meint sie also!“ Genau. ,,Dieses“ Kabul meine ich.

Mit ca. drei Millionen Einwohnern ist sie eine stetig wachsende Metropole. Nur nicht so glamourös wie ihre globalen Geschwister, im Gegenteil. Kabul ist oft ein Opfer ohne Rückgratt. Ihr zerpflücktes Selbstbewusstsein liegt zwischen den Straßengräben, wird von scharfsinnigen Soldaten zusammen gekehrt, während die Einwohner sich hinter ihrer Religion verstecken.

Sie liegt am Khyber-Pass – die wichtigste Verbindung zwischen Afghanistan, Pakistan und Indien. Deshalb ist diese ,,Ortschaft“ strategisch auch so wertvoll und wird für politische Belange schamlos ausgenutzt. Die zwischenmenschlichen ,,Zustände“ sind nach wie vor streng religiös gefärbt, sehr konservativ – man möchte meinen, gar mittelalterlich – und beinahe katastrophal. Frauen flüchten vor ihren prügelnden Ehemännern und werden dafür verurteilt. Zwanzig Jahre Haft bedeuten da gar nichts. ,,Mahbas-e-Zanana“ heißt das Kabuler Frauengefängnis, in dem Frauen mit ihren Kindern ihr halbes Leben verbringen, was sie immer noch lieber tun, als an der Seite ihres Mannes oder gar der Familie.

Kabul ist eine düstere Stadt. Die Stimmung ist bedrückend, wiegt bedeutungsschwer in der Seele, hinterlässt eine mentale Blutspur. Immer wieder dringen Skandale aus ihren Toren, wie beispielsweise das ,,Gefängnis der Finsternis“, welches ein heimlich geführtes Folterlager der USA gewesen sein soll. All das lese ich mit Grauen und Schrecken und suche verkrampft nach irgendetwas positivem, nach irgendetwas, an das man sich klammern kann, wie an einen zerbrochenen Strohhalm. Und ich werde tatsächlich fündig.

Das Kabul City Center ist ein Einkaufsparadies. Etliche Geschäfte werfen hier mit Prunk und Luxus nur um sich. Hier lässt man es sich gut gehen, hier liegt die Hoffnung in schimmernden Passagen wie Geld auf der sprichwörtlichen Straße. Vor dem Eingang trhonen Soldaten, die ihre Umgebung sorgfältig mustern. Anschlagsgefahr. Natürlich. In beinahe jeder globalen Metropole kann man irgendwo toll einkaufen gehen. Hier ist ,,einkaufen“ gleichzeitig ein politisches Statement. Es bedeutet, dass die Stadt sich für den Rest der Welt öffnet, dass Hoffnung besteht, dass es hier nicht nur Krieg und Verwüstung gibt, sondern auch das Bedürfnis nach Frieden, Harmonie. Das Bedürfnis nach Anerkennung.