Norddeutschland – ,,We snack Plattdütsch.“

Heute mal ein persönlicher Tipp von mir: Die norddeutsche Küste, meine Heimat, sollte unebdingt jeder einmal ,,gesehen“ haben 😉 .

Ich bin in einem sogenannten ,,Luftkurort“ aufgewachsen, direkt an der norddeutschen Küste, wo Krabbenbrötchen kein Touristenfrühstück ist und Krabben pulen ein wichtiges Handwerk, das ein jeder hier erlernen muss.
Hier ist alles derart flach, dass ,,man heute schon sehen kann, wer morgen zu Besuch kommt“ – so ein Sprichwort bei uns. Aber auch der landestypische Dialekt Plattdeutsch hat Seltenheitscharakter: ,,Du bist een Schietbüddl.“ (,,Du bist eine Windel“ 😉 )

Die Landwirtschaft wird ganz groß geschrieben, es gibt kaum ,,wilde“ Flächen, die Landschaft wird geprägt durch die unzähligen Getreidefelder und Viehweiden. Kühe, Schafe und Pferde, wohin das Auge reicht. Manche Landwirte sind noch nie aus dem Ort heraus gekommen, weil es ,,doch schön hier ist“. Die eigenwillige Loyalität kennt keine Grenzen. Ein stures, in sich gekehrtes Völkchen ist das hier, das derart auf ihren Traditionen pocht, dass man in bestimmten Ecken unweigerlich das Gefühl bekommt, hier sei die Zeit stehen geblieben. Und es scheint, als würde die Erde sich ein ganz klein wenig langsamer drehen, hier, am gefühlten Ende der Welt.

Und dann natürlich das Meer. Erst einmal fahren wir nur über kilometerweite Fläche. Der Horizont wird durch den endlos erscheinenden Deich beschnitten, der mit saftigem Grün lockt, welches immer wieder von den Schafen gestuzt wird. Und nein, sie haben keine krummen Beine, wie so oft getuschelt wird 😉 . Hier gibt es dann den Gegenspieler zu Sandstrand und Palmenwedeln: Kantige, spitze Steine anstelle von Sand und eine kleine Treppe, die zum Schlick führt. Denn hier gibt es Ebbe und Flut. Alle sechs Stunden zieht sich das Meer zurück und hinterlässt kilometerweite Schlickteppiche, wo Wattwürmer ,,Sandspagetti“ hinterlassen, Quallen auf das nasse Gut warten und winziges Meeresgetier in Pfützen, feuchten Rillen und unter Matsch geschäftig herum wuselt. Watt wandern soll übrigens sehr gesund sein – und macht Spaß! Barfuß durch Matsch zu waten, manchmal knietief einzusacken und ,,kwwiiitttsch“ oder ,,iiieeeek“ zu hören, wenn jemand aufquiekt oder es zwischen den Zehen matscht 😉 .

Auf jeden Fall lohnt sich der Besuch, denn Norddeutschland ist zwar eine eigene Welt, die man sich nur kratzbürstig erobern kann, aber es hat einen eigenen, urigen Charme und einen weichen Kern unter der rauen Oberfläche, der es Wert ist, berührt zu werden. Und das nicht nur, weil den meisten Menschen das Krabbenbrötchen so gut schmeckt 🙂 !

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