Spaniens filmreife Hollywood-Inseln

Puerto del Rosario – Einsame Stille, kein Mensch ist zu sehen. Kein Haus, keine Straße. Geier kreisen am Himmel. Eine Western-Kulisse wie aus dem Bilderbuch. Die Wüstenlandschaft könnte Mexiko sein oder Arizona. Doch die Schlucht Los Cuchillos de Vigán befindet sich auf der spanischen Ferieninsel Fuerteventura.

Hollywood steht auf Furteventura

«Regisseure lieben diese ursprüngliche, menschenleere Naturlandschaft», sagt Location-Scout María Sanz. Sie sucht für Filmemacher besondere Orte zum Drehen. «Einige Gegenden erinnern an die Sahara-Wüste, Irak, Afghanistan oder sogar an andere Planeten oder biblische Landschaften.»

Im Norden Fuerteventuras suchte Sanz am Corralejo-Strand in den Sanddünen die idealen Stellen für «Wonder Womans» neuste Abenteuer. Sie zeigte Sacha Baron Cohen und Ben Kingsley für «Der Diktator» die besten Spots in den Dünen und der Schlucht La Herradura. Und im abgelegenen Pecenescal-Tal trieben vor zwei Jahren Han Solo und sein Copilot Chewbacca in «Solo: A Star Wars Story» ihr Unwesen.

Besuch von Moses

Der Naturpark von Jandía an der Südspitze Fuerteventuras ist bei Hollywood-Regisseuren besonders beliebt, weiß Sanz: kilometerlange Dünen, schwarze und weiße Sandstrände, Vulkanlandschaften, die Weite, kaum Niederschläge. Hier suchte die Spanierin 2014 auch für Ridley Scotts Bibelverfilmung «Exodus – Götter und Könige» den perfekten Ort, damit Christian Bale als Film-Moses sein Volk von Ägypten ins Heilige Land führen konnte. Sanz zeigt die Stelle, an der Bale auf Fuerteventuras filmreifste Küste hinunterschaute, den Cofete-Strand.

Wie in einer fernen Galaxie

«Die meisten Regisseure drehen auf verschiedenen Inseln. Die Kanaren sind wie ein Miniatur-Kontinent. Hier hast du alles auf kleinstem Raum. An einem Tag kannst du in der Wüste drehen, am nächsten im Dschungel», erklärt Sebastián Álvarez von Volcano Films, der für Ridley Scott «Exodus» auf den Kanaren produzierte.

Lanzarote und Teneriffa mit ihren Lavalandschaften seien perfekt für Science-Fiction-Filme, in denen Planeten in fernen Galaxien dargestellt werden müssen, sagt der Profi. «Auf Teneriffa und Gran Canaria kann man wegen der Landschaften und Kolonialstädte auch gut Geschichten verfilmen, die in Lateinamerika spielen.»

Mexiko auf Teneriffa

Location-Scout Roberta Martino zeigt hoch über Teneriffas Hauptstadt einen solchen Ort. Touristen kommen so gut wie nie ins Barrio Nuevo. Dabei hat man von hier aus den schönsten Panoramablick auf Santa Cruz de Tenerife. Das könnte Silvester Stallone bestätigen, der hier seinen neuen Rambo-Film drehte. Das kunterbunte, am Hügel liegende Viertel stellte eine mexikanische Stadt dar.

In den dschungelartigen Lorbeerwäldern Las Mercedes im Norden Teneriffas kämpfte Gal Gadot in «Wonder Woman 2». Unterdessen traten Vin Diesel und Paul Walker in «Fast and Furious 6» auf der Panoramastraße von Garachico zum Teno-Leuchtturm aufs Gaspedal.

Teneriffas Touristenattraktion Nummer eins, der Teide-Nationalpark, ist ebenfalls ein Lieblingsdrehort für Hollywood. Hier lag Hans Solos Heimatstern. Und der Teide-Vulkan diente als «Planet der Affen».

Reise in die Vergangenheit

Regisseur Robert Zemeckis fand auf Gran Canaria alles, was er für seinen romantischen Spionage-Film «Allied – Vertraute Fremde» mit Brad Pitt und Marion Cotillard brauchte. Er musste kaum etwas ändern, um die koloniale Altstadt von Las Palmas ins Casablanca der 1940er Jahre zu verwandeln.

Allein im Jahr 2018 wurden auf den Kanaren 71 Filme gedreht. Das liegt nicht nur an der abwechslungsreichen Landschaft und dem guten Wetter, sondern auch an steuerlichen Anreizen: Denn bis zu 40 Prozent der Produktionskosten können abgeschrieben werden.

Kanarische Inseln

Anreise: Verschiedene Fluggesellschaften fliegen von Deutschland aus nonstop die großen Kanareninseln Gran Canaria, Teneriffa, Lanzarote und Fuerteventura an.

Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt (Tel.: 069/72 50 33, www.spain.info).


(dpa/tmn)

(dpa)