Jack Wolfskin ist eine moderne Marke, die als reisender Imageträger fungiert

Ist Reisen ein Etikett, welches man sich auf die Persönlichkeit patschen kann? Wie ein cooles Mitbringsel, welches den kosmopolitischen Charakter unterstützt? Oder weshalb ist es so wichtig, sich damit zu profilieren?

Mit meinen Freundinnen saß ich heute im Café, als eine der Mädels kopfschüttelnd einem Mann hinterher sah: ,,Wieso ist es gerade so angesagt, immer so herum zu laufen, als wäre man gerade auf dem Sprung zum Flughafen, um eine wilde Trekking-Tour zu unternehmen?“
Ihr Blick folgte einem Kerl mit Dreitagebart und typischer Jack-Wolfskin-Jacke, eine Marke, die derzeit trendmäßig weit vorne liegt.
Eigentlich kennt man die Marke nur in Bezug auf die nächste Reise in die Antarktis. Oder man geht in ein derartiges Geschäft, um sich für die Woche in freier Wildbahn auszurüsten.

Offensichtlich ist die Großstadt Dschungel genug. Männer schauen drein, als wären sie ,,nur mal eben“ einen Kaffee trinken, bevor sie zurück auf den Mount Everest müssen, um die Spitze zu erklimmen. Während die Frauen daneben irgendwie seltsam wirken, mit ihren modernen Winterstiefeln, der Jeans und dem klobigen Windbreaker über den Schultern. Weil es eben modern ist, so einen zu tragen.

Solche Bekleidung erstand man sich früher tatsächlich nur vor einer Reise, weil sie eben super praktisch ist. Sie ist nicht schick, sondern funktional. Aber seitdem ,,Reisen“ an sich Trend sind, ist es auch die Kleidung geworden. Wer nicht tatsächlich über den Amazonas schippern kann, der muss eben auf dem Weg zum Büro so aussehen, als würde er gleich zu einer Safari ausbrechen. Weil der Buchungsjob so verdammt langweilig ist. Jack Wolfskin steht für den Abenteurer, den Wolf im Schafspelz, für den klugen Holzfäller und verpackt einen tristen Frackträger in einen immer reisenden Abenteuer-Helden.

Übrigens geht diese kleine ,,Lästerei“ nicht gegen die Marke an sich! Dieser stehe ich vollkommen neutral gegenüber. Sie geht gegen die Menschen, die sich an ihr vergehen, um sich in ein Image zu packen, welchem sie nicht entsprechen. Meistens sind gerade diese Typen, die diese Jacken tragen, diejenigen, die noch nie in einer Situation waren, in der sie tatsächlich hätten ausgerüstet sein müssten. Denn dazu müsste man ja wirklich reisen.