Urlaub auf dem Bauernhof – spießig oder schön?

,,Urlaub auf dem Bauernhof“ – hier werden sich all denjenigen, die in meinem Alter sind, die Fußnägel hochrollen.
Das klingt wie: ,,Heidi, deine Welt sind die Berge“ und ist jedem eingefleischten Großstadtmenschen ein Gräuel.

Also, ich bin ja auf einer Kuhweide regelrecht groß geworden, in einem kleinen Zweihundertseelen-Dorf inmitten der Einöde, am gefühlten Ende der Welt und ganz ehrlich: Wenn ich manchmal Heimaturlaub mache, rieche ich als allererstes Kuhmist, wenn ich das Fenster öffne.
Auch unser Haus war ein ehemaliger Bauernhof. So, jetzt ist es raus und ich geh mich in der Ecke schämen 😉 .

Aber Urlaub auf dem Bauernhof ist zu Unrecht verpönt! Denn ich muss ehrlich gestehen, dass es als Siebenjährige nichts schöneres gibt, als den Finger in den Schlund eines Kalbes zu stecken, um daran saugen zu lassen. Oder Katzenbabys im Stroh, mit Hunden Schafe auf der Weide füttern oder durch die Wälder hoch zu Ross streifen.

,,Wir Landkinder wissen wenigstens noch, dass Kühe nicht lila sind“ – Wem ist diese berühmte StudiVZ-Gruppe nicht bekannt? Aber in der Großstadt geht genau das unter. Natur, Wildlife und im Dreck wühlen – das sind alles Dinge, die man als Kind gemacht haben muss und wer das als Kind verpasst, sollte das als Erwachsener unbedingt nachholen.
Und wo geht das eben schöner, als auf einem Bauernhof?
Und wer nicht gleich auf´s Land ziehen möchte, der macht dort eben Urlaub.

Das ist nicht nur billig, sondern auch mal der totale Kontrast zu dem rußigen, gestressten Jetsetter-Leben, welches man in der großen, weiten Welt so führt. Mal Landluft schnuppern, anstatt täglichen Smog. Kartoffeln mit Jägersoße und Schnitzel zum Abendessen verspeisen – alles hausgemacht natürlich – Trecker fahren, über Feldwege spazieren und in Gummistiefeln durch Gräbe waten. Großartig! 🙂

Und zu guter Letzt fördert das auch natürlich unser Kulturverständnis. Denn oftmals klafft ein Abgrund zwischen dem Landei und dem Städtler, der eine verachtet das Leben des anderen, aber eigentlich könnten beide doch toll voneinander profitieren. Ich kann davon ein Lied singen, jedes Mal wenn ich von meiner Provinz erzähle, ernte ich Spott und Hohn. Und wenn ich Richtung Heimat gondele, komme ich mir ebenfalls blöd vor – so als Großstadtemanze auf dem Zeltfest, wo ich mir wie ein glitzerndes Accessoir vorkomme, nur, weil ich keine Gummistiefel mehr trage.